Im Laufe der vergangenen Woche hat die Diözese Regensburg gegen die Einstellung der Anzeige Beschwerde bei der Generalstaatsanwaltschaft in Nürnberg eingelegt. Der Generalvikar will, bestärkt durch nach eigenen Aussagen "überwältigende Reaktionen der Presse" und unterstützende Anrufe dutzender "empörter gläubiger Christen" bei nächst höherer Stelle die Einschätzung der Öffentlichmachung durch Anbieten im Internet widerlegen lassen. Damit wäre der Weg frei für eine Anklage nach §166 StGB.
Flankiert wurden die Maßnahmen des Bischöflichen Kreuzritters durch ein paar "unterstützende" Nachrichten auf dem Anrufbeantworter von Hulk Räckorz, sowie vereinzelten Brief- und Faxsendungen an die Firmen-Adresse. Während sich die Anrufe "empörter gläubiger Christen" thematisch mehr damit beschäftigen, unsereins wahlweise "an die Wand gestellt" oder "nach Dachau" zu wünschen, beziehungsweise ankündigen "den Laden anzuzünden", respektive "eine Bomb' nei z'werfa" (alles selbstverständlich anonym), drohen uns in den schriftlichen Ausführungen eher die "an Verwünschung grenzende Empörung gläubiger Christen (schon wieder!)" oder die "Abrechnung" in der Stunde unseres Todes.
Unsere Reaktion, das fragliche T-Shirt aus dem Angebot im Internet zu nehmen, wertete der Pressesprecher des Bischöflichen Ordinariats, Herr Tautz (ein netter Mensch, und am Telefon so auskunftsfreudig...) als "vollen Erfolg". Von unserer Seite war diese Handlung allerdings keineswegs als Rückzug gedacht, dazu hatten wir schließlich auch gar keinen Anlaß. Zur Erinnerung, die Ermittlungen wurden eingestellt und der Vertrieb des T-Shirts ist von rechtswegen immer noch uneingeschränkt legal! Wir hatten und haben schlicht und ergreifend keinen Bock auf die Rolle der Christenbeleidiger, da können wir uns bei Gott(!) schöneres vorstellen. Von unserer Seite gab und gibt es kein Interesse, die ganze Sache unnötig hochzukochen. Aus diesem Grund wollten wir zumindest der Sensationslust der Medien das Wasser abgraben und gewissen "empörten gläubigen Christen" die Möglichkeit nehmen, sich weiter aufzuregen. Auf der Medienseite ist unser Vorhaben ja auch weitgehend gelungen, denn welcher seriöse Journalist hat schon Lust auf eine Story, die unvollständig recherchiert veröffentlicht wird, weil es keine Ansicht des Corpus Delicti gab?
Wir sind zwar normalerweise immer für einen ordentlichen Skandal zu haben, aber bloß wegen einem, der glaubt, daß seine armen Schäflein aufgrund eines Comic-T-Shirts ins Unglück gestürzt werden könnten, lassen wir uns nicht aus der sauerverdienten Urlaubsruhe bringen. Schlimm genug, daß wir seitenlange Mitteilungen, Statements und Updates verfassen. Aber wer uns kennt, der weiß, daß es uns sehr ernst ist, für Klarheit zu sorgen.
Der einzige Trost bleibt die moderne Technik, ein Laptop und ein tragbares Modem am Handy. Was glaubt ihr wohl, von welchem sonnigen Fleckchen der Erde wir diese Zeilen gerade ins Internet speisen ...?
Eine allseits erholsame Zeit wünschen eure WIZOs
Na, diese Überschrift kommt uns doch bekannt vor, was haben die Drei denn jetzt schon wieder angestellt? Nach dem letztjährigen Skandal auf dem Bizarre-Festival, wir erinnern uns an schwerverletzte WDR-Kameras, dem Gezeter wegen WIZOs Terroristenhit "Kein Gerede" mit Hausdurchsuchungen und CD-Zensur und all den anderen Kleinigkeiten, für die wir die Skandalschwaben so mögen, gibt es jetzt neuen Presserummel. Diesmal geht es um ein T-Shirt der Band und einen katholischen Generalvikar.
Dieser Herr, ein gewisser Dr. Wilhelm Gegenfurtner wurde vorletzte Woche von der renommierten und überaus aufmerksamen "Verbrauchervereinigung Medien e. V." auf die Fragwürdigkeit eines T-Shirts hingewiesen, auf dem im Comicstil ein gekreuzigtes Schwein abgebildet ist. Dieses "Schwein-T-Shirt" wird öffentlich im Internet dargestellt und ist bei der Firma Hulk Räckorz in Regensburg zu bestellen. Die "besondere Roheit des Ausdrucks" mit der "das zentrale Symbol christlicher Erlösung in den Schmutz gezogen und so das christliche Bekenntnis beschimpft" werde, veranlaßte den Generalvikar Anzeige gegen Hulk Räckorz zu erstatten. Zur Erklärung der Person des Dr. Gegenfurtner, für alle Nicht-Bayern: Ihm ist nicht nur die Anzeige zu verdanken, die Walter Moers mit seinem "Kleinen Arschloch" am Hals hatte, er war es auch, der einem armen bayerischen Schülerzeitungsredakteur wegen der Bezeichnung "Lattengustel" für den gekreuzigten Jesus das Leben schwer gemacht hatte.
Die Anzeige und die anschließende Einstellung
Na, da haben sich die Richtigen gefunden, werden einige von euch denken, der "Inquisitor" und die "Radaubrüder". Leider ist der weitere Verlauf des Vorfalles nicht mehr so spannend. Der Generalvikar erstattete am 24. Juni '97 im Namen der Diözese Anzeige beim Landgericht Regensburg. Im mehrseitigen Begleitschreiben betonte Gegenfurtner neben der bereits erwähnten "besonderen Roheit des Ausdrucks" (seltsam, das T-Shirt ist besonders bei Mädchen beliebt wegen des "süßen Schweins"), daß mit dem angebrachten Motiv "der Inhalt des christlichen Bekenntnisses in einer Weise beschimpft wird, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden anderer zu stören (§ 166 Abs. 1 StGB)." Das Schwein am Kreuz stelle eine "Störung der allgemeinen Rechtssicherheit auf dem Gebiet der Glaubensfreiheit" dar. Neben umfangreichen Erklärungen, warum im vorliegenden Fall ein "Beschimpfen" im Sinne der Rechtsprechung vorliegt, ereifert sich Gegenfurtner ausgiebig über die Gefährdung des "öffentlichen Friedens". Das Ganze ist gewürzt mit allerlei Quellenangaben (Kathechismus der kath. Kirche) und Vergleichsurteilen. Der zuständige Oberstaatsanwalt, Herr Demleitner(ein alter Bekannter von WIZO, er erwirkte die Zensur des Songs "Kein Gerede"), teilte zwar die Einschätzung des T-Shirts als "äußerst geschmacklose Beschimpfung der christlichen Religionen" mußte aber dennoch das Ermittlungsverfahren einstellen. "Eine Anklage nach §166 StGB erfordere jedoch weiterhin, daß die Beschimpfung geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören". Weil die "inkriminierte Abbildung" naturgemäß keiner breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann, sondern nur demjenigen, der die Adresse von Hulk Räckorz anwählt (http://www.punk.de) liegt diese Voraussetzung hier nicht vor. Mit einer "Aufhetzung des psychischen Klimas" ist laut Oberstaatsanwaltschaft nicht zu rechnen.
Die Pressemitteilung des Bischöflichen Ordinariats
Soweit so gut. Eigentlich kein Beinbruch für WIZO das Ganze, könnte man meinen. Wäre da nicht die vierseitige Pressemitteilung der Bischöflichen Pressestelle, die am Mittwoch den 2. Juli überregional verbreitet wurde. Unter der Überschrift "Generalvikar Gegenfurtner: Rechtslage läßt Christen schutzlos!" empört sich dieser nachhaltig darüber, wie Christen sich vom Staat alleine gelassen fühlten. In einer ersten Stellungnahme Gegenfurtners referiert dieser in den düstersten Tönen darüber, daß solche Erfahrungen mit dem Gesetz in den Augen vieler Christen "die Rechtssicherheit gefährdet und das Vertrauen in den Schutz der Persönlichkeit durch den Rechtsstaat erschüttert sei". Zwar wäre er zufrieden darüber, daß auch die Staatsanwaltschaft die Abbildung des Schweins als "äußerst geschmacklose Beschimpfung" bewertet, bedauert aber gleichzeitig, "daß Christen, die sich selbst an Recht und Gesetz halten, nach der derzeitigen Rechtslage anscheinend hilflos solchen Ausfällen ausgeliefert sind". Weiter malt Gegenfurter sein dunkles Szenario mit Sätzen wie "Christen, die sich in dieser Weise vom Staat alleine gelassen fühlten, neigten sicher nicht zu der juristischen anscheinend notwendigen öffentlichen Störung des Friedens. Langfristig sei ein Gefühl, vom Rechtsstaat alleine gelassen zu sein, aber durchaus eine Gefahr für den Rechtsstaat selbst".
Hat man sich dieses Statement einmal auf der Zunge zergehen lassen, braucht man nur wenig Fantasie um sich vorzustellen, wieviele fundamentale Christen dies als Legitimation der Kirche verstehen, gegen Leute wie WIZO zu anderen Mitteln als den rechtsstaatlichen zu greifen. Manch einer wird diese Befürchtung zwar als überzogen zurückweisen, aber nur zur Erinnerung, Regensburg ist in Bayern, und da gehen die Uhren bekanntlich anders. Es sei hier nur an die "Kruzifix im Klassenzimmer"- Debatte oder die Vorfälle von Memmingen erinnert. Auch darf man nicht vergessen, daß eine Pressemeldung wie diese alleine ihres Umfangs wegen zu gewichtig ist um in der teilweise recht gottesfürchtigen bayerischen Medienlandschaft keine Spuren zu hinterlassen. Und falls dann noch irgend ein besonders eifriger Boulevard- Journalist auf die glorreiche Idee kommen sollte, diesen Vorfall mit den verabscheuungswürdigen Taten rechtsradikaler Lübecker Kirchenanzünder in Verbindung zu bringen, versteht ihr hoffentlich den Grund dieser Veröffentlichung.
Schöne Grüße Axel K.
Zur Klärung der Sachlage: Beim fraglichen T-Shirt handelt es sich um einen Fan-Artikel der Band WIZO. Die Firma Hulk Räckorz veröffentlicht zwar die Platten der Band WIZO, ist aber weder der Urheber des T-Shirts noch der alleinige Vertreiber. Die Rechte an diesem Artikel liegen bei der Band WIZO.
Die Band WIZO möchte zuallererst das Mißverständnis aufklären, daß im fraglichen Bild "der gekreuzigte Heiland als Schwein dargestellt wird". Es handelt sich hierbei vielmehr nur um die Comiczeichnung eines Schweins an einem Kreuz. Das Schwein wird im Bild weder mit der Bezeichnung "INRI" versehen, noch weist es andere Merkmale der üblichen Jesus-Darstellungen auf (Dornenkrone, Sandalen, blutende Stichwunde im Rippenbereich, andere blutende Wunden, lange Haare, mageres, ungepflegtes Erscheinungsbild). Wir äußern unser Bedauern für alle, die sich aufgrund dieser Verwechslung verletzt fühlten. Zur Beruhigung aller Tierschützer sei gesagt, daß für diese Zeichnung keinem Tier eine Borste gekrümmt wurde. Sowohl der Zeichner als auch Mitglieder von WIZO sind außerdem Vegetarier. Die Karikatur, der das Motiv des Schwein-T-Shirts zu Grunde liegt, war ursprünglich noch mit dem Protest-Text "Stoppt den Rinderwahnsinn! "untertitelt.
Die Band WIZO distanziert sich von der Einschätzung Generalvikar Gegenfurtners bezüglich der "besonderen Roheit des Ausdrucks der Abbildung" und glaubt nicht daran, daß ein aufrichtiger Christ durch eine Comiczeichnung in seinem Bekenntnis in einer Weise beschimpft wird, die den öffentlichen Frieden stören könnte. Als eine wesentlich latentere Gefahr für den öffentlichen Frieden empfinden WIZO Menschen wie Dr.Gegenfurtner, der in der Erläuterung zur Anzeige zum Schluß kommt, Christen blieben durch so eine Darstellung nur noch "primitive Gewaltmaßnahmen" um ihre Rechtssicherheit im Bereich der Glaubensfreiheit durchzusetzen (vergl. Seite 4 oben/ Pressemittteilung der Bischöfl. Pressestelle). Diese Folgerung wird von WIZO als empörungswürdige Einschätzung der katholischen Christen seitens des Generalvikars empfunden und könnte außerdem zwischen den Zeilen als "Legitimation zur Hexenjagd" verstanden werden. Dies ist nach Auffassung von WIZO im höchsten Maße moralisch und rechtlich verwerflich und läßt eine Hinterfragung der Person Gegenfurtners als Vertreter des Bischöflichen Ordinariats Regensburg unvermeidbar erscheinen. WIZO distanzieren sich ebenso von rechtsradikalen Kirchenanzündern, die offensichtlich ihre Erschütterung in den Glauben an die Kirche durch primitive Gewaltmaßnahmen zum Ausdruck bringen wollen. Die Ausführungen Gegenfurtners über die Einschränkung der Glaubensfreiheit katholischen Christen lassen WIZO unkommentiert mit Blick auf die zweitausend Jahre alte blutige Geschichte und alleinige Beanspruchung der Heilsbringung der Katholischen Kirche und der Tatsache, daß eben diese Kirche erst auf ihrem zweiten Vatikanischem Konzil vor etwa dreißig Jahren überhaupt die Rechtmäßigkeit anderer Glaubensüberzeugungen anerkannt hat. Es sei noch auf den Lokalradioredakteur verwiesen, der in den Beschwerden des Generalvikars frappierende Ähnlichkeiten zum Wehklagen der Scientology-sekte erkannt haben will. Weiterhin wird von einer Anzeige wegen der Verletzung der Menschenwürde durch Zurschaustellen einer an Holzlatten genagelten menschlichen Leiche abgesehen (§131 StGB Gewaltdarstellung).
Die Verteufelung des Internets, welche von vielen dutzend Gegenfurtners auf der ganzen Welt betrieben wird, nutzt dem Internet bekanntlich mehr als es ihm schadet und wird deshalb von WIZO nicht ernst genommen. Die Frage, ob das Anbieten im Internet eine Öffentlichmachung im rechtlichen Sinne darstellt, hat uns an ähnliche Streitigkeiten bei den Themen "Kinderpornographie" und "Rechtsradikalismus" erinnert. Von diesem Kontext distanzieren wir uns ebenfalls aufs Schärfste.
Das T-Shirt gibt es seit Sommer `94 zu kaufen und erfreut sich ungebrochener und bisher unbeanstandeter Beliebtheit. Ob dies mit Verdruß gegenüber der christlichen Kirche und ihrer Symbolik zusammenhängt, möchte die Band nicht beurteilen. Erst kürzlich wurde dieses T-Shirt im SAT.1-Jugenddrama "Natalie II - Die Hölle nach dem Babystrich" ausgiebig gezeigt. Die Freundin der Hauptdarstellerin war von fleißigen Requisiteuren in ein Schwein-T-Shirt gesteckt worden und präsentierte das gute Stück auffällig und lange (und öffentlich).
WIZO begrüßen die Tatsache, daß das Ermittlungsverfahren eingestellt wurde und Gegenfurtner nach dem "Kleinen Arschloch" und dem "Lattengustel" seine dritte Heimniederlage hinnehmen mußte.
Die Punkrockband WIZO ist nicht daran interessiert diese thematisch fragwürdige Debatte unnötig in die Länge zu ziehen und macht der Diözese Regensburg nun folgendes Angebot: Wir erklären uns bereit, den Verkauf des strittigen Schwein-T-Shirts einzustellen, vorausgesetzt folgende Kleinigkeit wird von der Katholischen Kirche Regensburg erledigt: Auf der äußeren Südseite des Regensburger Doms befindet sich ein antisemitisches Relief, die sogenannte "Judensau". Es wurde im Jahr 1330 geschaffen und ist nach wie vor öffentlich(!) für jeden sichtbar. Es handelt sich hierbei um die Darstellung eines Schweins(!!!) an dessen Zitzen Juden saugen. Der damalige Bildhauer wollte die "Luxuria", die Genußsucht anprangern und tat dies auf Kosten der Juden. Das Relief ist darauf ausgelegt, die jüdische Bevölkerung zu beleidigen (Das Schwein gilt nach jüdischer Glaubensüberzeugung als unreines Tier). Als es in der Vergangenheit zu Protesten verschiedener Vereinigungen kam, betonte die Kirche immer den historischen Zusammenhang und den Denkmalsschutz. Nach langem Hin und Her versprach man, eine Tafel mit einem erklärenden Text anzubringen. Da dies immer noch nicht geschehen ist, würden wir uns freuen, wenn eben jene Tafel, auf der wir uns Klarheit über die Aufarbeitung der antisemitischen Vergangenheit der Katholischen Kirche in Regensburg erhoffen, bald angebracht werden würde. Am gleichen Tag nehmen wir unser T-Shirt vom Markt. Versprochen!
Ich freue mich aufrichtig für die katholische Kirche, daß sie offensichtlich alle internen und weltpolitischen Probleme soweit gelöst hat, daß sie sich fortan um wichtigere Dinge kümmern kann, wie Comics lesen und Internet-Surfen. Immerhin hinkt die katholische Kirche inzwischen wenigstens beim Internet nicht mehr die sonst üblichen Jahrhunderte hinterher, wenn es um die Akzeptanz neuer Erfindungen und Weltanschauungen geht. Hier wird an einem praktischen Beispiel deutlich, daß sich die Kirche ernsthaft mit dem Medium befaßt, statt wie bisher üblich, derartige Einrichtungen als "Teufelszeug" zu verdammen und einfach so lange zu ignorieren, bis nur noch die geistliche Welt ohne einen Online-Zugang übrig ist. Die Kirche 1997 ist modern, sie surft im Netz der Netze und sie liest Comics. Damit ist wenigstens gewährleistet, daß die von Großteilen der Bevölkerung bezahlte Kirchensteuer nicht in unsinnige Sozialprojekte, die dritte Welt oder ähnlich überflüssige Einrichtungen fließt. Wenn ein hochbezahlter Vikar sich höchstselbst damit befassen kann in seiner Amtszeit in Comics nach möglichen Verunglimpfungen des christlichen Glaubens zu blättern, oder im Internet die wenigen Homepages nach für die christliche Glaubensausübung anstößigem Material abklappern kann, dann muß die Welt einfach in Ordnung sein.
Für das "Gottvertrauen" des Generalvikars Gegenfurtner muß man allerdings einige Fragen erlauben, denn wäre der Mann wirklich firm in seinem Glauben, er würde wie es sich für einen guten Christen gehört, darauf vertrauen können, daß - falls es sich wirklich um die Verunglimpfung des Christlichen Glaubens vor dem Angesicht Gottes handeln würde - die Urheber dieser Geschmacklosigkeiten entweder vom Blitz beim Scheißen getroffen werden würden (um es einmal in der landesüblichen Sprache zu formulieren) oder bei der finalen Abrechnung vor dem Jüngsten Gericht die Zeche bezahlen müßten. Dieses Vertrauen scheint allerdings so gering zu sein, daß der Herr sich lieber weltlichen Gerichten zuwendet, die meiner rudimentär-christlichen Glaubensauffassung nach, allenfalls "vorletzte Instanzen" darstellen können, wenn denn wahr ist, was in der Bibel seht. Ich denke, daß ich mich mit dem Urteil am jüngsten Tag durchaus abfinden werde, denn ich habe das Gottvertrauen, daß der Herr nicht über die Engstirnigkeit verfügt, die seine irdischen Vertreter offensichtlich auszeichnen.
Wenn dieser Vorfall nicht so traurig wäre, dann würde ich vorschlagen ein geistliches Äquivalent zum "Hosenbandorden" einzuführen, denn Parallelen sind nur zu offensichtlich. Es hängt ein Schwein an einem Kreuz, nicht mehr und nicht weniger, und es ist ein rechter Schelm, wer arges dabei denkt.
Wenn in der Diäzöse Regensburg in einem gezeichneten Schwein mehr gesehen wird als eben selbiges, dann wollen wir gemeinsam ein neues Kapitel in der Restauration der verlorengegangen Vormachtsstellung der katholischen Kirche im vereinten Abendland betreiben und uns wie Erwachsene Menschen ernsthaft über den Allegoriecharakter eines (übrigens ungetauften) Ferkels streiten. Dem möglichen Vorwurf einer besonders "geschmacklosen Beschimpfung" möchte ich bei dieser Gelegenheit auch gleich widersprechen, dann ich versichere, daß ich zu diesem Zwecke das Schwein wesentlich "häßlicher" dargestellt hätte, als es bei diesem offensichtlich "friedlich ruhenden" der Fall ist.
Falls sich ein bekennender Christ wirklich durch diese Zeichnung in der Ausübung seines Glaubens gestört oder gar die öffentliche Ruhe gestört wird, dann könnte man durchaus meinen, daß es sowohl um den Glauben als um die Ruhe schlecht bestellt ist, dann wer sich so leicht stören läßt, der schläft auch nicht besonders gut.
Wohlan, wenn es für die katholische Kirche keine wichtigeren Aufgaben mehr auf dieser Welt gibt, streiten wir uns eben die letzten Tage über rosa Schweinchen, denn so weit kann der jüngste Tag nicht mehr entfernt sein, wenn jetzt schon alles soweit vorbereitet ist, daß die ersten Würdenträger soweit entbehrt werden können, daß sie sich um bedeutendere Dinge kümmern können. Im Zuge des allgemeinen Arbeitsplatzabbaus hat wenigstens der Herr Generalvikar Gegenfurter eine ernsthafte, ernstzunehmende und für den Glauben in der Welt unersetzliche Stellung (und ein Modem).
Am Tage des jüngsten Gerichts werden dann zwei Menschen vor dem Herrn stehen. Und der Herr wird einen fragen: "Was hast Du in Deinem irdischen Leben getan?" Und er wird antworten: "Ich habe ein Schwein gezeichnet, das an einem Kreuz hing" Dann wendet sich der Herr dem anderen zu und fragt auch ihn: "Und was hast Du getan?" Er wird antworten: "Ich habe dafür gesorgt, daß das Schwein verurteilt wird!"
So sei es!
KHS (und das heißt nicht Karl-Heinz Lagerfeld, wirklich)